Und nu?
PersönlichesWo fange ich bloß an, diese meine Story zu erzählen?
Manchmal wundere ich mich noch heute, wie ich zum BDSM gekommen bin.
Wo fängt meine Neigung an, sich zu entfalten? Ich weiß es nicht, daher fange
ich
so an. Es war einmal … meine Mutter. Meine Mutter war eine sehr, sehr
dominante Person.
Jede Art von Verfehlung wurde von ihr hart bestraft.
Dabei ist der eine oder andere
Kochlöffel auf meinem Hintern schon zu
Bruch gegangen. Wenn irgendwelche
Gegenstände nicht mehr ausreichten,
schlug meine Mutter auch gerne mal mit der flachen
Hand zu. Als Kind und
Jugendlicher habe ich die Rolle des Sklaven (meiner Meinung nach)
sehr gut
ausgefüllt, denn Widerworte wurden ebenso nicht geduldet, ebenso wie
freches Verhalten.
Schläge waren der Alltag. Damals gab es auch eine Zeit,
in der ich dachte, dies wäre die Art
meiner Mutter, mir zu zeigen, dass sie,
mich liebt. Die daraus resultierenden psychischen Probleme, die ich habe,
und hatte, sind auf das zwiegespaltene Verhältnis zu meiner Mutter
Zurückzuführen.
Ebenso kann man anhand meiner Beziehungen sehen, dass ich immer wieder
verarscht und verletzt wurde. Meine Entwicklung diesbezüglich war auch eher
von schlechten Erfahrungen geprägt. Während meine Freunde damals eine
Freundin hatten, wollte kein
Mädchen mit mir etwas zu tun haben. Denn für
mich war das Schlagen eine Ausdrucksweise, um jemandem meine Zuneigung
zu zeigen. Ich hatte es, wie oben erwähnt, so vorgelebt bekommen. Damals
haben die Mädchen dies nicht verstanden. Allerdings muss ich dazu gestehen,
ich leider auch nicht.
Im Laufe der Jahre habe ich mich mehr und mehr zurückgezogen, keiner
weiblichen Person mehr vertraut. Denn wenn ich ihr mein Herz geschenkt
hatte, wurde ich nur bitter
enttäuscht und verletzt. Aufgrund dieser Tatsache
und wegen anderer Delikte musste ich mit 17 Jahren zu einer Therapie.
Ich hatte eine tolle Therapeutin …uns verband diese besondere Hassliebe.
Die wöchentlichen Sitzungen fehlen mir manchmal noch heute. Irgendwann
kamen wir
auch auf Sex zu sprechen. Ich erklärte ihr, dass ich kaum etwas
empfinde, und ich sehr
wenig bis gar kein Vertrauen zu einer Frau aufbauen
kann. Meine Therapeutin hörte mir
zu und gab mir ein Buch mit der Aussage,
dass vielleicht dies etwas für mich sein könnte.
Es war das „Handbuch des SM“.
(Was ich noch heute habe, inkl. Autogramm)
Wieder zu Hause fing ich an, das Buch zu lesen. Ich muss aber gestehen, dass
dies für einen 17-Jährigen harter
Stoff war. Das eine oder andere Mal sprachen
wir in den Sitzungen über das Buch. Damals gab es noch nicht das Internet oder
Chatportale, also wie
versucht man, mehr herauszufinden? Genau, durch
Pornofilme aus der Videothek.
Ich habe mir mehr als einen BDSM-Porno
angesehen, was ich da sah, gefiel mir nicht.
So wollte ich nicht sein, so wollte
ich eine Frau nie schlagen oder misshandeln. Daher habe
ich diese Dinge weit
von mir weggeschoben, bis Jahre später zu jenem verhängnisvollen
Tag.
Durch einen Zufall lernte ich Lisa kennen. Sie arbeitete, wie nicht anders zu erwarten,
in
einer Videothek. Wir waren uns sympathisch, ich hatte aber eine Freundin und sie
einen
Freund. Dennoch wollten wir uns besser kennenlernen und ich lud sie zu einem
Abendessen bei uns ein. Leider konnte ihr Freund nicht dabei sein, weil er arbeiten
musste.
Nun gut, dachte ich mir, machen wir uns einen schönen Abend mit leckerem
Essen und
tollen Gesprächen. An jenem Abend haben wir viel gelacht, gesprochen
und viel
getrunken. Bekanntlich macht Alkohol die Zunge locker, also je später der
Abend, umso
anzüglicher wurden unsere Gesprächsthemen. Was ja nicht schlimm
war, meine Freundin
war ja mit im Raum und ich wusste ja, dass sie vergeben ist.
Wobei ich mich auch traute zu
fragen, worauf sie denn nun beim Sex steht.
Tja, ganz klar, BDSM, sagte sie mir.
Ich schaute sie verdutzt an, den das letzte Mal, dass ich damit zu tun hatte,
war 5 Jahre her.
Nun war meine Neugierde geweckt, ich stellte ´ne Menge Fragen,
die sie auch brav
beantwortete. Ich merkte mehr und mehr, wie mich dieses Thema
fesselte. Es war schon
recht spät und meine damalige Freundin war ins Bett
gegangen. Wir waren aber noch voll
munter. Daher beschlossen wir, noch eine
Flasche Wein zu köpfen. Während wir da so
saßen und unverblümt sprachen,
sagte sie, dass sie auf Bondage stehe, das Gefühl der
Wehrlosigkeit, aber auch,
dass diese Art 100% Vertrauen voraussetzt. Nun wollte ich es
wissen und fragte
sie mit einem Kloß im Hals, ob ich sie fesseln dürfte, denn ein Seil hatte
ich.
Sie sagte: „Gut, ich zeige dir, wie es geht.“
Was soll ich sagen, sie war angezogen und ich auch. Nix Nacktes oder Ähnliches,
aber es war
bis zu diesem Zeitpunkt das Erotischste, was ich je kennenlernen
durfte. Leider habe ich
Lisa danach nie wiedergesehen. Weiß nicht, was passiert
ist. Aber ich denke oft an diese
Situation, die ich so erotisch empfand. Durch dieses
Erlebnis sind alle Dämme
gebrochen. Ich lockte mich jeden Tag ins Internet ein,
um so viel wie möglich darüber zu
lesen und um mit anderen in Kontakt zu kommen.
Das gestaltet sich allerdings sehr, sehr schwer. Denn als
Anfänger, Neuling wird
man in vielen Portalen schnell als Dumm-Dom abgestempelt, was
ich sehr schade
und für sehr intolerant halte. Obwohl ja so viel Toleranz und Akzeptanz
propagiert
wird. Das ist aber ein anderes Thema …
Meine damalige Partnerin konnte damit nix anfangen, aber ich fühlte mich mehr
und mehr
zu diesem Bereich hingezogen. Nachdem ich mich von meiner Partnerin
getrennt hatte,
(nicht deswegen), hatte ich endlich die Möglichkeit, Erfahrungen
zu machen und meine
Fantasien und Wünsche endlich auszuleben. Das ist aber
eine andere Geschichte. Im Laufe der Jahre habe ich eine Menge erleben können
und auch gesehen, von Dumm
-Doms, von Prügel-Doms, von Idiotinnen und Subs,
die in ihren Handlungen einfach nur extrem sind. Ich setze mich seit 18 Jahren
intensiv mit diesem Thema auseinander. Ich bin aber kein Profi, wobei ich mich
immer frage, wer ist eigentlich Profi? Aber oft ist es schon traurig zu sehen,
wer sich so als Profi schimpft.
PS: Wer denkt, dass ich meine psychischen Probleme damit kompensiere, der
irrt gewaltig. Denn BDSM ist ein Teil meiner Lust und einfach purer Genuss und
hat mit allem
anderen nicht viel zu tun. Außer der Tatsache, dass ich dadurch
glücklicher bin als jemals
zuvor in einer Beziehung zu einer Frau.
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