Hier ist Lady Felis im Interview.

Ist BDSM ein Muss in deiner Beziehung / angehenden Beziehung?
Ich brauche in meiner Partnerschaft BDSM und muss es darin auch ausleben
können, 
ohne das geht eine Partnerschaft nicht mehr. Denn dadurch kann
ich mich vollständig 
fühlen, komplettieren. Denn es gehört zu mir und meiner
Person, ich habe mich so 
akzeptiert, und so soll es der Partner auch sehen.
Eine Partnerschaft ohne die
BDSM-Neigungen ist mittlerweile sehr schwer.

Wenn dein Partner und evtl. die Liebe deines Lebens ein Stino ist,
muss er es akzeptieren, dass du deine Neigungen evtl. mit jemand
anderem auslebst?

Ein ganz klares JA, zudem muss er akzeptieren, wenn ich mit ihm diese
Neigungen 
nicht ausleben kann, dass ich mir einen Beruf suche, der im
BDSM Bereich ist und 
dieses dort praktiziere. Zu Hause lebe ich dann
das ganz normale Stino-Leben und
lasse mich dann im Beruf aus.

Also möchtest du dein jetziges Dom-Sein in Zukunft
auch beruflich gerne weiter machen?

Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Am liebsten eine Ausbildung.
Hierzu dürfen
mich auch gerne Studios, die ausbilden, kontaktieren.

Du bist bi, kommt für dich auch eine Sklavin in Betracht?
Ja, das kommt auch in Betracht.

Weiß dein privates Umfeld, dass du bi bist?
Die meisten wissen das, ich geh damit ganz locker um. Das bin halt ich!

Was sind deine Anforderungen in einer BDSM-Beziehung
oder Konstellation, was ist dein Optimum, wo sind deine Tabus?

Das Optimum ist sehr schwer zu beschreiben, weil ich nicht an Unicorns glaube.
Was ich aber brauche, ist, dass mein Sub, mein Sklave oder Sklavin erfahrener
sind als ich, damit ich darauf eingehen kann, mich durch ihn oder durch sie pushen
kann und er/sie mir auch ein Stück weit hilft, in meine Rolle reinzuwachsen.

Tabus sind derzeit für mich NOCH, das sage ich deswegen, weil ich mich
ja wieder neu erfinde, Atemreduktion, Cutting, Branding, Stromspiele, in dem
Sinne alles, was für beide Seiten lebensgefährlich werden kann. Gerade an
Stromspiele wage ich mich noch nicht ran. Diese Spiele reizen mich zwar sehr,
und auch meine sadistische Ader kitzelt mich da, aber in erster Linie sehe ich die
Unerfahrenheit und die dazu führende Verletzungsgefahr.

Ebenfalls sind Dinge wie NS, KV und Blut für mich ein Tabu. Das kann eventuell
alles mit der Zeit kommen, aber zum jetzigen Zeitpunkt ist das ein klares No-Go.

Wie denkst du darüber, wenn  Sub oder Sklavin auf Windeln steht?
Ist das Belohnung in deinen Augen oder Erniedrigungsform?

Ich würde es als Erniedrigungsform anwenden. Oder als Belohnung. Es kommt
halt immer auf die Spielweise drauf an, wie man miteinander agiert oder im
Vorfelde 
das Spiel abgesprochen hat.

Wie stehst du zur Club- oder Bar-Szene, möchtest du das mit
deinem Sub oder deiner Sklavin erleben oder doch lieber alles
in den eigenen vier Wänden?

In erster Linie möchte ich erstmal meine Neigungen im privaten Rahmen
ausleben
und mich mit dem Gegenüber einspielen. Sind wir im Privaten
ein eingespieltes Team 
geworden, kann man gerne zusammen die Szene
außerhalb der eigenen vier Wände
erkunden, aber mehr im BDSM-Leben.
Das meine ich so, dass ich nicht wirklich 
Swingen möchte. Wenn ich einen
„Tausch“ mache, dann nur in dem Sinne von 
Sklaven-Tausch und was
dazugehört. Denn das sehe ich als eine Art Erniedrigung an. 
Hierzu muss
aber definitiv die Vertrauensbasis enorm stark sein. Vorher werden solche

Spiele nicht gemacht.

Was stört dich an der BDSM-Szene und was findest du gut?
Mich stört die Oberflächigkeit, mich stört, dass es heutzutage keine oder
so gut wie keine
Toleranz gibt. Außerdem missbillige ich absolut, dass an
einigen Stammtischen die Art 
und Weise, wie man ist, nicht geachtet wird.
Jeder Mensch ist so, wie er nun mal ist, und 
trotzdem wird man, wenn man
beispielsweise die dominante Ader spielen lässt, aber 
dennoch irgendwie
zurückhaltend ist, nicht geachtet. Außerdem versuchen viele Menschen,

die sich als Mentoren anbieten, Profit aus einem zu schlagen, sei es sexuell,
finanziell oder ähnliches.

Was ich gut finde, ist, dass es in der Hinsicht freie Liebe gibt. Also damit
meine ich, dass wenn eine Basis geschaffen ist, man sich gemeinsam mit
jemand anderem fallenlassen kann, auch sexuell gesehen. Da geht es nur
nach der Lust und nicht um Liebe. Man kann sich einfach seinen Reizen
und Neigungen hingeben. Dem Tiefgang mit seinem Sub oder Sklavin,
der Intimität im Spiel, dem Nervenkitzel des Schmerzes.

Kannst du selber Schmerzen aushalten?
Ich habe eine relativ hohe Schmerzgrenze, die ich aber selber an mir
noch nicht
ausgelotet habe.

Hast du ein Zitat, das auf dich zutrifft?
Eine Party, wo sich alle einig sind, ist keine gute Party! Von Albert Einstein.

Was ist das Schönste oder Lustigste, das du bislang im
BDSM ausgelebt hast?

Mein schönstes Erlebnis war, dass ich meine ersten Knoten im
Bondage gelernt 
habe und dadurch die andere Person durch
die Knoten und meine Hände 
bewegungsunfähig machen konnte.

Das lustigste Erlebnis habe ich tatsächlich selber hervorgerufen.
Ich habe eine 
Person verpackt, ihr eine Zwiebel in den Mund
gesteckt und mit Lippenstift 
und Kajal auf den kompletten Körper
geschrieben, was sie doch für eine schlimme Schlampe sei.

Wo siehst du im BDSM noch Handlungsbedarf?
Ganz klar, in der Aufklärung. Ich habe Menschen kennengelernt,
die mit gewissen
Klischees ankommen, zum Beispiel Pet-Play.
Da ging es darum, dass diese Menschen,  die das Spiel ausleben,
sich wirklich fühlen wie ein Tier und dieses ausleben wollen.

Nehmen wir einen Menschen, der als Hund gehalten werden will,
dann hat dieser 
auch auf allen Vieren zu laufen und aus einem
Napf zu trinken. Also definitiv Aufklärung. 
Zudem finde ich, dass
die Medien die Szene leider Gottes immer noch falsch darstellen.

Schaut man sich abends mal ein paar Dokus an, dann sieht man
eine Domina, die ihren 
Sklaven mit den härtesten Methoden
verprügelt und bestraft.

Das sind halt immer Professionelle, und das entzieht dem Zuschauer
so den Realitätssinn, denn das verfälscht. Der Betrachter verbindet
BDSM dann meist 
nur noch mit Prügel, Schmerz und Folter. Und
dass dies ja gar nicht allein BDSM ist, 
was aber dann natürlich
nicht gezeigt wird. BDSM ist nicht Shades of Grey und auch

nicht BDSM aus dem TV.

Wo siehst du dich im BDSM in 5 Jahren?
Das ist eine sehr gute Frage, ich sehe mich auf jeden Fall erfahrener,
mit einem weiten 
Netzwerk mit Menschen, die ebenfalls BDSM
ausleben und dadurch der Austausch 
da ist. Und wenn es vielleicht
beruflich geklappt hat, dort auch auf festem Fuße.

Siehst du BDSM todernst oder mit einem lächelnden Auge?
Absolut mit einem lächelnden Auge, ich mache sehr gerne BDSM-Witze.
Ich habe 
da einen sehr speziellen Humor. Aber Ernsthaftigkeit gehört
auch dazu, und ich 
kann das differenzieren.

Was ich sehr ernst nehme, ist, dass der Gegenpart in gewisser Weise
auf meiner 
Augenhöhe ist. Ich muss mich, auch wenn ich derzeit
dominant bin, fallenlassen 
können und das Vertrauen muss da sein.

Bist du nach einer Session glücklich und zufrieden oder gibt es
auch Sessions die genau das nicht verursachen?
Ich hatte beides schon, und ich glaube, das wird auch in Zukunft ab und
an vorkommen, das liegt aber auch an eventuell fehlender Erfahrung.
Klar, je besser man das Gegenüber kennt, desto mehr baut man das
Spiel darauf auf, aber man bewegt sich auch zusammen auf Neuland,
und da kann es nun mal passieren, dass eine Session nicht so ausgeht,
wie man sich dieses erhofft.

Was sind deine persönlichen Ängste wenn du in einer Session bist?
Hm, ja … Ich habe die Angst, dass eine Session so weit geht und vielleicht
ausartet, dass die Person nichts mehr mit mir zu tun haben möchte.
Deswegen möchte ich meinen so genannten siebten Sinn vertiefen und
mit der Erfahrung das Gespür bekommen, Körpersprache zu lesen,
sodass ich diesem Kontrollverlust nicht unterliege.

Was ist, wenn nach einer gewissen Zeit das Gegenüber
deine Neigungen nicht mehr mit dir ausleben will?

Dann funktioniert der Weg der Kommunikation. Sprechen, sprechen, sprechen.
Und sich in Geduld üben. Klappt das auch nicht, muss ich mich innerlich fragen,
in wie weit ich Einschränkungen in Kauf nehmen möchte, also Akzeptanz und
Toleranz mit einspielen lassen. Bin ich dann selber unzufrieden, muss ich mich
von meinem Sub oder meiner Sklavin trennen und neue Wege gehen.

Ist BDSM eine Lebenseinstellung für dich oder nur eine gewisse Rolle?
Ich finde es toll, wenn man auch in der Öffentlichkeit dazu steht und zum
Beispiel
im Berufsleben auch offen kommuniziert. Wenn man beispielsweise
als Schreiner 
einen Strafbock baut und sich so in der Szene einen Namen
macht oder oder oder …

Egal wie, ob nun im Berufsleben oder im Privatleben, man sollte sich nicht verstecken.

Wie hat dein privates Umfeld auf dein Outing reagiert,
dass du in der BDSM-Szene bist?

Meine Freunde wissen das, ich habe auch ein paar BDSM-Freunde,
für die ist das ganz normal. Meine Eltern sind hier ebenfalls super
tolerant und akzeptieren mich voll und ganz. Ich habe da ein ganz freies Leben.

Wie sammelst du aktuell Erfahrungen im Bereich BDSM?
Im Moment nur im privaten Umfeld, im privaten Schlafzimmer. Spielzeug
nehme ich
gerne dazu. Plugs, Seile, Gerten, Flogger aber auch die
haushaltsüblichen Kochlöffel.

Was ist dein Kleidungsstil für dich und dein Gegenüber?
Mein Gegenüber darf gerne einen Zentai aus Samt anziehen, und ich als
Domina stehe 
total auf Wet-Look, auch und gerade bei einer kurvigen
Dame wie mich, gibt das sehr, 
sehr schöne Effekte. Lack und Leder sind
auch schick, aber ich bevorzuge den Wet-Look, 
denn ich stehe zu meinem
Körper und präsentiere diesen gerne in solch einem Outfit.

Ist Rollentausch für dich ein Thema?
Definitiv. Dadurch, dass ich Switcherin bin, derzeit aber dominant bin,
brauche ich auch 
nach einer Session eine Schulter, an der ich mich
anlehnen kann. Also sind hier definitiv 
die Rollen verteilt. In der Session
bin ich die führende Kraft, danach darf es gerne der 
Gegenpart sein.

Was ist für dich erregend?
Erregend ist der Punkt, an dem ich merke, dass ich mit meiner Art und
Weise meinen Sub oder meine Sklavin errege und ihn oder sie um den
Verstand bringe in positiver Sichtweise.

Was empfiehlst du Leuten, die Gewalt in einem anderen
Zusammenhang kennen-gelernt haben oder psychisch
davon angegriffen sind?
Das sehe ich situationsbedingt. Definitiv Feedback holen, viel darüber
sprechen. 
Eventuell auch gemeinsam mit einem Psychologen. Hat sich
alles gesetzt und die 
Person sieht das Spiel BDSM mit Erfüllung, sollte
man sich langsam einspielen. 
Aber es ist immer wichtig, den Dialog mit
seinem Gegenüber zu suchen, immer die
Gefühle offen zu legen.

Wie war es, das erste Mal einen Mann zu schlagen?
Ich habe bisher nur Frauen geschlagen.

Was macht für dich den perfekten Sklaven aus?
Ich glaube an Unperfektion. Aber man entwickelt sich zusammen,
und so erziehe 
ich mir meinen Sklaven zu MEINER Perfektion.

Hast du noch einen Tipp für unsere Leser?
Jeder, der diese Neigung hat, sollte definitiv zu Stammtischen gehen,
offen
kommunizieren, sich Clubs anschauen, dieses Magazin lesen und
Kontakte
knüpfen. WEG VOM INTERNET! LEBE DEIN LEBEN JETZT!

Vielen Dank für deine Offenheit.
Ich wünschen dir auf deinem weiteren BDSM-Weg alles Liebe und gute.
Bis dahin